Stellungnahme der Premium-Bahnagenturen zur Kündigung der Agenturverträge

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit der ITB geistert es durch die Fachpresse, seit letzter Woche auch durch die Tagespresse. Jetzt ist es soweit: Die Deutsche Bahn kündigt allen privaten Verkaufsstellen, den DB-Agenturen, die erst vor drei Jahren zu erheblich verschlechterten Konditionen erneuerten Agenturverträge. Ein neues Angebot soll erst später vorgelegt werden.
Die kursierenden Gerüchte über die Zukunft des Reisebürovertriebs lassen nichts Gutes erwarten. Ob eine Nullprovision (Nettopreismodell) bereits im Januar 2008 oder später eingeführt wird oder aber die Provision nur erheblich gekürzt wird, ist für uns vom Ergebnis gleich. Die Folge der Provisionskürzungen war die Einführung überlebensnotwendiger "Service-Entgelte" auf Bahnfahrkarten seitens der Reisebüros. So wurde eine neue Hürde für Neukunden aufgebaut, die den Erstkontakt zum Produkt Bahn suchen. Bei einer weiteren Verschlechterung der Konditionen können diese Entgelte aber nicht in beliebiger Weise erhöht werden - ein Vergleich zu Gebühren bei Flugtickets ist hier aufgrund einer anderen Preisstruktur nicht zulässig. Jede Provisionssenkung ist somit eine Preiserhöhung, weil der Einnahmeverlust ausschließlich durch zusätzliche Entgelte ausgeglichen werden kann.
Vermutlich aus gutem Grund wurde diesmal keine neue Prozesskostenanalyse durchgeführt. Entgegen allen Ankündigungen sind die Prozesskosten und Beratungszeiten durch die Einführung neuer Buchungsverfahren (aktuell: Bonuspunkte, Gutscheinanrechnung, Kreditkartenabwicklung) exorbitant gestiegen.

Wir als Premium-Bahnagenturen sind die bestem Imageträger der Bahn. Wir zeichnen uns durch folgende besonderen Merkmale aus: Unseren Kunden bieten wir eine sehr hohe Verkaufsqualität durch fundierte Tarif- und Geographiekenntnisse sowie konsequente Service-Orientierung. Daraus resultiert eine sehr hohe Kundenzufriedenheit, die sich in unseren Umsatzzahlen niederschlägt. Monatlich setzen wir für die Bahn an jedem Arbeitsplatz 20.000 EUR bis zu 70.000 EUR um!
Nach unserer Auffassung muss eine hohe Beratungsqualität erhalten und gestärkt werden. Unabdingbar ist dazu aber eine angemessene Vergütung der Leistung, zumal in vielen Fällen die originäre Aufgabe der Bahn übernommen wird.
Deshalb haben wir den Leiter der DB Vertrieb, Herrn Jürgen Büchy, um ein Gespräch zu unseren Forderungen an ein mögliches neues Provisionssystem gebeten.
Wir erwarten:
- Gleicher Provisionssatz auf alle Produkte. Dies vereinfacht die Abrechnung und Kalkulation für beide Seiten und verhindert Abrechnungsfehler.
- Stärkung und Vereinfachung der Bonussäulen. Der Bonus soll auf alle Produkte in gleicher Höhe gewährt werden. Der Verkaufsprozess ist schließlich derselbe.
- Gleichstellung der unentbehrlichen Agenturen in Bahnhöfen (meist in Kleinstädten) mit den umsatzstarken Premium-Bahnagenturen, da beide mit unterschiedlichen Ansätzen längst die Aufgaben der Bahn übernommen haben.
- Keine weiteren Dumpingangebote (LIDL, McDONALD`S, TCHIBO), weil dadurch das ganze Prinzip der Auslastungssteuerung untergraben und die Preiswahrnehmung zerstört wird. Und wenn doch, müssen diese Fahrkarten über Bahnagenturen zu den gleichen Bedingungen erhältlich sein.
- Unbedingt gleiche Preise in allen Vertriebkanälen. Das Frühlings-Spezial-Angebot wurde im Internet mit bis zu 14 Euro subventioniert.

Wir haben in den letzten Monaten rund um die Klimadiskussion leider die Wortmeldung der DB vermisst. Deshalb haben wir auf eigene Kosten eine Imagekampagne gestartet unter dem Motto: "Alle reden vom Fliegen - Wir nicht !"
Leider fühlen wir uns durch die angekündigte Provisionsdiskussion nicht zum ersten Mal in unserer Arbeit für das Produkt Bahn erheblich behindert und warten gespannt auf Reaktionen aus der Branche. Vor drei Jahren gab es einen eher ärgerlichen DB-Agententag, der weder dem Deutschen Reise-Verband (DRV) noch der DB neue Freunde gebracht haben dürfte.
Der Bahnausschuss des DRV als bis jetzt einziger Verhandlungspartner der Bahn muss viele verschiedene Interessen gleichzeitig vertreten, was seine Position nicht leichter macht. Leider dringen auch zu wenig Informationen aus diesem Gremium nach außen. Aus diesen Gründen fühlen sich viele Bahnagenturen dort nicht (mehr) richtig vertreten. Unsere Einschätzung der weiteren Entwicklung stellt sich wie folgt dar: Schritt 1: Werden die Vergütungen weiter gesenkt, wird es zunächst zu einem Massensterben auf dem "flachen Land" kommen - viele Regionen, darunter auch touristisch wertvolle, werden frei werden von Verkaufsstellen der DB und somit zu weißen Flecken zur Neugewinnung von Bahnkunden. Weitere Bahnanlagen werden verfallen und ein verheerendes Erscheinungsbild abgeben.
Schritt 2: Ein an den Fluggesellschaften orientiertes Nettopreismodell wird auch uns Premium-Agenturen dazu bringen, den Bahnverkauf einzustellen. Sollten dann Fahrkarten nur noch an Maschinen erhältlich sein, so werden zum einen ganze Bevölkerungskreise (Senioren!) von Bahnfahren ausgeschlossen, zum anderen kann kein Bahnkunde mehr sicher sein, ob sein selbst gelöstes Ticket das richtige und günstigste ist. Damit wird es zwangsläufig zu einer weiteren Serviceverschlechterung kommen. Dieses Horrorszenario muss verhindert werden !

Ansprechpartner der Premium-Bahnagenturen sind:

 

Frank Tyzak
Bahnagentur Köpenick

030-65487271
spindlersfeld3@t-online.de

 

Georg Fabian

titanic reisen

030-61129797

titanic-bahn@web.de

 

Helmut Lutz
Kopfbahnhof

 

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